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Sanftmut

„Die Frucht des Geistes aber ist: … Sanftmut …“ (Galater 5:22)

Wenn wir das Wort Sanftmut hören, sind wir leicht geneigt, es mit Schwäche, Weichlichkeit und Ängstlichkeit in Verbindung zu bringen.

Aber Sanftmut als Frucht des Geistes ist etwas völlig anderes.
Sie entspricht übernatürlicher Kraft, nicht menschlicher Schwäche.

Zuerst bezieht sie sich auf die bereitwillige Unterwerfung des Gläubigen unter alles Handeln Gottes in seinem Leben. Der Sanftmütige beugt sich dem Willen Gottes ohne Widerspruch, Fragen oder Klagen. Er weiß, dass Gott „zu weise ist, um zu irren, und zu liebevoll, um unbarmherzig zu sein“. Im Bewusstsein, dass es keinen blinden Zufall gibt, glaubt er, dass sich durch das Wirken Gottes alles in seinem Leben zum Guten wenden wird.

Sanftmut bezieht sich auch auf die Beziehung des Gläubigen zu anderen. Der Sanftmütige handelt selbstlos, nicht egoistisch, und demütig, nicht hochmütig. Er ist jemand, der praktisch im Zerbruch lebt. Wenn er etwas Verkehrtes gesagt oder getan hat, überwindet er seinen Stolz und sagt: „Es tut mir leid. Bitte vergib mir!“ Er möchte lieber sein Gesicht als seine Selbstachtung verlieren. Wenn er für Gutestun leidet, erträgt er es geduldig, ohne einen Gedanken daran zu verwenden, wie er sich wehren könnte. Wenn er fälschlich beschuldigt wird, verzichtet er auf Verteidigung.

Trench (Richard Chevenix, 1807-1886, englisch-irischer Erzbischof und Gelehrter) sagt, dass der Sanftmütige Beleidigungen und Verletzungen aus der Hand Gottes annimmt, als Mittel zu seiner Erziehung und Reinigung.

Dr. Ironside sah sich nach seinen Vorträgen oft mit Menschen konfrontiert, die ihm in diesem oder jenem lehrmäßigen Detail heftig widersprachen. Er pflegte ihre Angriffe mit den einfachen Worten zu entschärfen: „Nun, Bruder, wenn wir einmal in den Himmel kommen, wird sich herausstellen, dass einer von uns unrecht hat – und vielleicht bin ich es.“ Es ist äußerst schwierig, mit jemandem zu streiten, der sanftmütig genug ist, zuzugeben, dass er vielleicht falsch liegt.

Wir sind aufgerufen, das Joch Dessen auf uns zu nehmen, der „sanftmütig und von Herzen demütig“ ist. Wenn wir das tun, finden wir Ruhe für unsere Seelen und werden schließlich das Land ererben.

Treue

„Die Frucht des Geistes aber ist: … Treue…“ (Galater 5:22)

Hier ist unsere Sorgfalt und Zuverlässigkeit im Umgang mit dem Herrn und miteinander angesprochen. Jemand hat Treue definiert als „sich selbst, seinem Wesen, jedem gegebenen Versprechen und jeder anvertrauten Aufgabe treu zu sein“.

Wenn wir den Ausdruck „Ein Mann – ein Wort“ gebrauchen, meinen wir damit, dass im Umgang mit ihm kein schriftlicher Vertrag nötig ist. Wenn er etwas zu tun versprochen hat, kann man sich darauf verlassen, dass er es auch tatsächlich tut.

Der Treue hält seine Verabredungen pünktlich ein, bezahlt seine Rechnungen rechtzeitig, kommt regelmäßig zu den Zusammenkünften der örtlichen Versammlung und führt ihm anvertraute Aufgaben aus, ohne ständig daran erinnert werden zu müssen. Er ist seinem Ehegelübde unerschütterlich treu und absolut zuverlässig im Erledigen seiner familiären Pflichten. Er legt gewissenhaft Geld für das Werk des Herrn beiseite und geht sorgfältig mit der Einteilung seiner Zeit und der Verwaltung seiner Talente um.

Treue bedeutet, sein Wort unbedingt zu halten, auch wenn es uns persönlich sehr viel kostet. Wenn der Treue „zum Schaden geschworen hat, so ändert er es nicht“ (Psalm 15:4b). Mit anderen Worten, er lässt nicht eine Verabredung zum Abendessen platzen, wenn er eine andere Einladung erhält, die besseres Essen oder angenehmere Gesellschaft verspricht. Er lässt eine ihm zugewiesene Arbeitsaufgabe nicht einfach liegen, um auf eine Urlaubsreise zu gehen (wenn er nicht vorher für einen passenden Ersatzmann gesorgt hat). Er verkauft sein Haus zum vereinbarten Preis, auch wenn ihm gleich danach von anderer Seite 5 000 Euro mehr geboten werden.

Die zweifellos höchste Form von Treue ist die Bereitschaft, lieber zu sterben, als unsere Verbindung mit dem Herrn aufzugeben. Als ein König von einem treuen Christen verlangte, sein Bekenntnis zu Christus zu widerrufen, antwortete dieser: „Das Herz hat es gedacht, der Mund ausgesprochen, die Hand unterschrieben; und, wenn nötig, wird es durch Gottes Gnade das Blut besiegeln.“ Als man Polykarp für die Verleugnung des Herrn das Leben anbot, entschied er sich, lieber auf dem Scheiterhaufen verbrannt zu werden und sagte: „Sechsundachtzig Jahre habe ich nun meinem Herrn gedient. Er hat mir nichts als Gutes getan, und ich kann jetzt meinen Herrn und Meister nicht verleugnen.“

Die Märtyrer waren getreu bis zum Tode und werden die Krone des Lebens empfangen (Offenbarung 2:10).

Enthaltsamkeit

„Die Frucht des Geistes aber ist: … Enthaltsamkeit …“ (Galater 5:22)

Diese letztgenannte Frucht des Heiligen Geistes wird häufig auch mit „Selbstbeherrschung“ wiedergegeben (u.a. auch Fußnoten der Elberfelder Übersetzung). Bei „Enthaltsamkeit“ denken wir meist nur an Zurückhaltung im Gebrauch von alkoholischen Getränken. Selbstbeherrschung meint aber Mäßigung, Zucht und Verzicht, und zwar in jedem Lebensbereich.

Durch die Kraft des Heiligen Geistes kann der Gläubige seine Gedankenwelt unter Kontrolle bringen, seine Ess- und Trinklust, sein Reden, seinen Geschlechtstrieb, sein Temperament und alle anderen natürlichen Fähigkeiten, die Gott ihm gegeben hat. Er muss nicht dem Zwang einer Leidenschaft oder Begierde unterworfen sein. Paulus erinnert die Korinther daran, dass ein Wettkämpfer auf jedem Gebiet Selbstbeherrschung praktiziert (1. Korinther 9:25). Er selbst war entschlossen, sich von nichts überwältigen und versklaven zu lassen (1. Korinther 6:12), und deswegen unterzog er seinen Körper einer harten Disziplin, damit er nicht, nachdem er anderen gepredigt hatte, selbst disqualifiziert würde (1. Korinther 9:27).

Ein disziplinierter Christ vermeidet unmäßiges Essen. Wenn Kaffee, Tee oder regelmäßiges Colatrinken ihn zu beherrschen drohen, dann gibt er diese Gewohnheit auf. Er lässt sich nicht von Tabakgenuss, gleich welcher Form, abhängig machen. Er vermeidet sorgfältig den Gebrauch von Beruhigungspillen, Schlafmitteln und anderen Drogen, wenn sie nicht ausdrücklich vom Arzt verschrieben sind. Er achtet darauf, dass er sich nicht zu viel Schlaf gönnt. Wenn er mit geschlechtlicher Begierde zu kämpfen hat, lernt er, unreine Gedanken zu verdrängen, sich auf eine saubere Gedankenwelt zu konzentrieren und sich mit konstruktiven Tätigkeiten zu beschäftigen. Für ihn ist jede Abhängigkeit und sündige Gewohnheit ein Goliath, der besiegt werden muss.

Oft hören wir, wie Christen sich beklagen, dass sie mit einer bestimmten Gewohnheit nicht fertig werden können. Eine derartige pessimistische Haltung ist eine sichere Garantie für konstante Niederlagen. Damit sagt man nämlich, dass der Heilige Geist nicht in der Lage ist, uns den notwendigen Sieg zu geben. Es ist eine Tatsache, dass unbekehrte Leute, die den Geist nicht haben, oft mit Rauchen, Trinken, Spielen und Fluchen aufhören können. Umso leichter sollten Christen durch den Heiligen Geist, der in ihnen wohnt, dazu in der Lage sein!

Selbstbeherrschung ist wie die anderen acht Früchte des Heiligen Geistes etwas Übernatürliches. Sie befähigt den Gläubigen, sein Leben in einer Weise in den Griff zu bekommen, von der andere nur träumen können.

Güte

„Die Frucht des Geistes aber ist: … Güte …“ (Galater 5:22)

Güte bedeutet charakterliche Vortrefflichkeit. Jemand hat Güte einmal als „mit allem Zubehör ausgestattete Tugend“ definiert, was einfach heißt, dass der Mensch, der sie besitzt, in jedem Lebensbereich freundlich, tüchtig und rechtschaffen ist.

Güte ist das Gegenteil von Schlechtigkeit. Ein schlechter Mensch kann betrügerisch, unmoralisch, verräterisch, ungerecht, grausam, selbstsüchtig, gehässig, habsüchtig und/oder zügellos sein. Ein guter Mensch aber legt, wenn er auch nicht vollkommen ist, Wahrheit, Gerechtigkeit, Reinheit und andere ähnlich erstrebenswerte Charakterzüge an den Tag.

In Römer 5:7 unterscheidet der Apostel Paulus zwischen einem Gerechten und einem Gütigen. Der Gerechte ist aufrichtig, ehrlich und geradlinig in seinem Handeln, aber er kann anderen gegenüber kalt und gleichgültig sein. Der Gütige dagegen ist warmherzig und liebenswürdig. Für einen Gerechten würde man kaum sterben wollen, vielleicht dagegen aber für einen Gütigen. Und doch dürfen wir nicht vergessen, dass Güte auch konsequent sein kann. Es wäre nicht gut, Sünde zu ignorieren oder gar zu tolerieren. Deshalb kann wahre Güte auch tadeln, zurechtweisen und  züchtigen. Wir sehen dies deutlich, als der Herr Jesus, der doch in Seiner Person die Güte verkörpert, den Tempel reinigt.

Ein einzigartiger Zug der Güte ist es, dass sie das Böse überwinden kann. Paulus schrieb an die Gläubigen in Rom: „Lass dich nicht von dem Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit dem Guten“ (Römer 12:21). Wenn wir zulassen, dass der Hass eines anderen unsere innere Einstellung ruiniert, dann sind wir vom Bösen überwunden worden. Aber wenn wir uns davon nicht beeinflussen lassen und anderen mit Gnade, Barmherzigkeit und Liebe begegnen, haben wir das Böse mit dem Guten überwunden.

Murdoch Campbell berichtet von einem gottesfürchtigen Pfarrer im  schottischen Hochland, dessen Frau ihm absichtlich das Leben mit allen Mitteln schwer machte. Als er eines Tages seine Bibel las, riss sie sie ihm aus den Händen und warf sie ins Feuer! Er blickte sie an und sagte ruhig: „Ich glaube nicht, dass ich jemals an einem wärmeren Feuer gesessen bin.“ Seine Güte überwand das Böse. Seine Gattin wurde schließlich zu einer liebevollen gütigen Ehefrau. Campbell kommentiert dazu: „Seine Isebel wurde zu einer Lydia. Sein Dorn wurde zu einer Lilie.“ Die Güte hatte überwunden!

Freundlichkeit

„Die Frucht des Geistes aber ist: … Freundlichkeit …“ (Galater 5:22)

Freundlichkeit beschreibt die sanfte, gütige, freigebige, innere Haltung, die sich nach außen in größeren und kleineren Gefälligkeiten, in Wohltaten und Hilfsbereitschaft zeigt. Ein freundlicher Mensch ist gütig, nicht schroff; er ist mitleidig, nicht gleichgültig; er ist hilfsbereit, voller Anteilnahme. Er ist rücksichtsvoll, mitfühlend und nachsichtig.

Es gibt eine natürliche Freundlichkeit, die auch die Menschen in der Welt einander erweisen. Aber die vom Heiligen Geist gewirkte Freundlichkeit ist übernatürlich. Sie geht weit über all das hinaus, was der Mensch aus sich selbst heraus tun kann. Sie befähigt den Gläubigen zu leihen, ohne etwas zurückzuerwarten. Sie befähigt ihn, auch denen Gastfreundschaft zu erzeigen, die es ihm nicht vergelten können. Sie gibt ihm die Kraft, jede Beleidigung mit einer Höflichkeit zu beantworten. Ein christlicher Student zeigte diese übernatürliche Freundlichkeit gegenüber einem anderen Studenten, der Alkoholiker war. Letzterer war schließlich so ekelhaft geworden, dass ihm seine Kommilitonen den Rücken kehrten und ihm schließlich sogar sein Zimmer im Wohnheim gekündigt wurde. Der Christ hatte ein zweites Bett in seinem Zimmer und lud den Trunkenbold ein, bei ihm zu wohnen. In vielen Nächten musste der Gläubige das Erbrochene seines Mitbewohners aufputzen, ihn ausziehen, baden und ins Bett bringen. Es war eine wunderbare Demonstration christlicher Freundlichkeit.

Und – um die Geschichte abzuschließen – sie zahlte sich aus. Einmal, in einem nüchternen Augenblick, fragte ihn sein heruntergekommener Zimmerkollege irritiert: „Sag mal, warum tust du das alles für mich? Was willst du eigentlich?“ Der Christ gab zurück: „Ich will deine Seele für den Herrn“ – und er bekam sie.

Als Dr. Ironside einmal seinen Keller ausräumte, rief er einen jüdischen Altwarenhändler an, um ihn zu bitten, die Zeitungen, Zeitschriften, Lumpen und das Alteisen wegzubringen. Dr. Ironside tat so, als wolle er ernsthaft um einen guten Preis für den Abfall handeln, aber der Trödler ging natürlich als Sieger hervor. Als er die letzte Ladung zu seinem Lkw hinausbrachte, rief ihn Ironside freundlich zurück und sagte: „O, ich habe noch etwas vergessen. Ich möchte Ihnen dies im Namen des Herrn Jesus geben.“ Und er reichte ihm fünfzig Cent.

Der Altwarenhändler verabschiedete sich mit den Worten: „Niemand hat mir bisher etwas im Namen Jesu gegeben.“

Langmut

„Die Frucht des Geistes aber ist: … Langmut …“ (Galater 5:22)

Langmut ist die Tugend, die den Kummer des Lebens geduldig erträgt und ihm tapfer standhält.
Das kann man auf eine geduldige Haltung in schwierigen Umständen beziehen; es bedeutet aber im Allgemeinen ein nachsichtiges Ertragen der Angriffe und Provokationen anderer Menschen.

Gott ist langmütig mit dem Menschen. Denken wir nur einen Augenblick an die ungeheuerliche Sündhaftigkeit des heutigen Menschengeschlechts – die Legalisierung der Prostitution, die Popularisierung der Homosexualität, Gesetze, die die Abtreibung erlauben, der Zusammenbruch von Ehe und Familie, die völlige Verwerfung moralischer Maßstäbe und natürlich die alles überragende Sünde des Menschen – die gänzliche Verwerfung des Sohnes Gottes als alleinigen Herrn und Heiland. Man könnte Gott kaum einen Vorwurf machen, wenn Er die Menschheit auf einen Schlag ausradieren würde. Aber Er tut es nicht. Seine Langmut möchte die Menschen zur Umkehr leiten. Er will nicht, dass auch nur einer verlorengeht.

Und es ist Sein Wille, dass diese Langmut sich im Leben der Seinigen widerspiegelt, nachdem sie sich dem Heiligen Geist ausgeliefert haben. Das heißt, dass wir nicht aufbrausend sein sollten. Wir sollten nicht bei jeder Gelegenheit in die Luft gehen. Wir sollten nicht versuchen, es den Menschen heimzuzahlen, die uns unrecht getan haben. Stattdessen sollten wir eine „gewinnende Geduld“ an den Tag legen, wie jemand es formuliert hat.

Als Corrie und Betsie ten Boom im Konzentrationslager unbeschreibliche Leiden ertragen mussten, sagte Betsie oft, dass sie nach ihrer Entlassung diesen Menschen helfen müssten. Sie würden einfach einen Weg finden müssen, ihnen zu helfen. Corrie dachte, dass ihre Schwester an ein Programm zur Wiederherstellung der NaziOpfer dachte. Erst später wurde Corrie klar, dass Betsie an ihre Verfolger dachte. Sie wollte einen Weg finden, wie man sie lehren könnte, zu lieben. Corrie schreibt dazu in „Die Zuflucht“: „Und ich fragte mich, und zwar nicht zum ersten Mal, was für ein Mensch meine Schwester doch war und … welcherart Straße sie folgte, während ich neben ihr auf dem allzu festen Erdboden einherstapfte.“

Die Straße, der Betsie folgte, war der Weg der Langmut. Und Corrie ging ihn ebenso, ungeachtet ihres bescheidenen Dementis.

Friede

„Die Frucht des Geistes aber ist: … Friede…“ (Galater 5:22)

Sobald wir gerechtfertigt sind durch Glauben, haben wir Frieden mit Gott durch unseren Herrn Jesus Christus (Römer 5:1). Das bedeutet, dass die Feindschaft zwischen uns und Gott beendet ist, weil Christus die Ursache dieser Feindschaft  – unsere Sünden – völlig weggetan hat. Wir haben deshalb auch Frieden des Gewissens, da wir wissen, dass das Werk vollbracht ist, Christus die Strafe für unsere Sünden auf Sich genommen und Gott sie vergessen hat.

Aber der Heilige Geist möchte auch, dass wir den Frieden Gottes in unseren Herzen genießen. Dies ist die Gelassenheit und Ruhe, die aus dem Wissen entspringen, dass unser Leben und alle Umstände in Gottes Hand sind und dass uns nur zustoßen kann, was Gott zulässt.

Darum können wir ruhig bleiben, wenn uns auf der dicht befahrenen Autobahn plötzlich ein Reifen platzt. Wir brauchen unsere Beherrschung nicht zu verlieren, wenn wir wegen eines Verkehrsstaus unser Flugzeug nicht mehr erreichen. Frieden zu haben, heißt auch, bei einem Autounfall oder bei einer Fettexplosion auf dem Küchenherd die Nerven zu behalten.

Diese Frucht des Geistes versetzt einen Petrus in die Lage, im Gefängnis tief und fest zu schlafen, befähigt einen Stephanus, für seine Mörder zu beten, ermöglicht es einem Paulus, mitten in einem Schiffbruch andere zu trösten.

Wenn ein Flugzeug in starke Luftturbulenzen gerät und wie eine Feder im Sturm hin- und hergeworfen wird, wenn die Enden der Tragflächen vier Meter weit auf- und abschwingen, wenn die meisten Fluggäste kreischen, während das Flugzeug schlingert, sich aufbäumt und plötzlich abtaucht, dann befähigt jener Friede den Gläubigen, seinen Kopf zu neigen, seine Seele Gott anzubefehlen und Gott dafür zu preisen, wie immer der Ausgang sein wird.

Oder, um eine andere Illustration zu verwenden: Der Geist Gottes kann uns auch Frieden geben, wenn wir im Büro unseres Arztes sitzen und ihn sagen hören: „Es tut mir furchtbar leid, Ihnen mitteilen zu müssen, dass die Geschwulst leider bösartig ist.“ Er kann uns zur Antwort befähigen: „Ich bin bereit zu gehen, Herr Doktor. Ich bin durch Gottes Gnade gerettet, und für mich wird es heißen, dass ich bald ausheimisch von dem Leibe und einheimisch bei dem Herrn sein werde.“

Deshalb können wir – mit den Worten von Bickersteths wunderbarem Lied – „Frieden, vollkommenen Frieden in dieser finsteren Welt der Sünde“ haben, „von dringenden Pflichten bedrängt … wenn die Wogen der Leiden rings um uns hochschlagen … wenn die Geliebten weit weg sind … und unsere Zukunft völlig im Dunkel liegt“, weil wir „Jesus kennen, und Er auf dem Thron ist“.

Freude

„Die Frucht des Geistes aber ist: … Freude …“ (Galater 5:22)

Der Mensch findet so lange keine wirkliche Freude, bis er den Herrn gefunden hat. Dann erfährt er, was Petrus „unaussprechliche und verherrlichte Freude“ nennt (1. Petrus 1:8).

Wenn die Umstände günstig sind, kann sich jeder freuen, aber die Freude, die eine Frucht des Geistes ist, ist nicht ein Produkt irdischer Umstände. Sie hat ihre Quelle in unserer Beziehung zum Herrn und in den kostbaren Verheißungen, die Er uns gegeben hat. Christus müsste erst entthront werden, ehe die Gemeinde ihrer Freude beraubt werden könnte.

Christliche Freude kann neben und zusammen mit Leiden existieren. Paulus schafft eine Verbindung der beiden, wenn er von „allem Ausharren und aller Langmut mit Freuden“ spricht (Kolosser 1:11). Die Heiligen in Thessalonich hatten das Wort „in vieler Drangsal mit Freude des Heiligen Geistes“ aufgenommen (1. Thessalonicher 1,6). Heilige, die leiden mussten, haben alle Jahrhunderte hindurch bezeugt, wie der Herr ihnen „Gesänge in der Nacht“ gab.

Freude kann neben und mit Schmerz existieren. Der Gläubige kann am Grab eines geliebten Freundes oder Verwandten stehen und Tränen über den Verlust vergießen, aber sich gleichzeitig freuen in dem Bewusstsein, dass der Geliebte nun in der Gegenwart des Herrn ist.

Aber Freude kann nicht neben und zusammen mit Sünde existieren. Wann immer ein Christ sündigt, verliert er sein Lied. Erst wenn er seine Sünde bekennt und lässt, kehrt die Freude seines Heils zurück.

Der Herr Jesus empfahl seinen Jüngern, sich zu freuen, wenn sie geschmäht, verfolgt und verleumdet würden (Matthäus 5:11-12). Und sie handelten danach! Nur einige Jahre später lesen wir von ihnen, wie sie den Gerichtssaal verließen „voll Freude, dass sie gewürdigt worden waren, für den Namen Schmach zu leiden“ (Apostelgeschichte 5:41).

Unsere Freude vermehrt sich, wenn wir in der Erkenntnis des Herrn wachsen. Zuerst sind wir vielleicht nur in der Lage, uns bei kleineren Verärgerungen, chronischen Krankheiten und alltäglichen Unannehmlichkeiten zu freuen. Aber der Geist Gottes möchte uns an einen Punkt bringen, dass wir Gott auch dann noch sehen können, wenn die Umstände absolut unerträglich sind, und uns in dem Bewusstsein erfreuen können, dass alle Seine Wege vollkommen sind. Wir sind zur geistlichen Reife gelangt, wenn wir mit Habakuk sagen können: „Denn der Feigenbaum wird nicht blühen, und kein Ertrag wird an den Reben sein; und es trügt die Frucht des Olivenbaumes, und die Getreidefelder tragen keine Speise; aus der Hürde ist verschwunden das Kleinvieh, und kein Rind ist in den Ställen. Ich aber, ich will in dem HERRN frohlocken, will jubeln in dem Gott meines Heils“ (Habakuk 3:17-18).

Göttliche Liebe als Frucht des Geistes

„Die Frucht des Geistes aber ist: Liebe…“ (Galater 5:22)

Der Ausdruck „die Frucht des Geistes“ lehrt uns von Anfang an, dass die nachfolgend angeführten Eigenschaften nur vom Heiligen Geist hervorgebracht werden können. Ein Unbekehrter ist nicht in der Lage, auch nur eine dieser Tugenden zu offenbaren. Auch ein wahrhaft Gläubiger ist unfähig, sie aus eigener Kraft zu entwickeln. Wenn wir also an diese Eigenschaften denken, dann müssen wir uns vor Augen halten, dass sie übernatürlich sind und aus einer anderen Welt stammen.

Die Liebe, von der hier beispielsweise gesprochen wird, ist nicht der „eros“ (griechisch) der Leidenschaft oder die „philia“ der Freundschaft oder die „storge“ der Zuneigung. Es ist die „agape“-Liebe – die Art von Liebe, die Gott uns erwiesen hat und die wir nach Seinem Willen auch anderen erweisen sollen.

Vielleicht kann ich das an einem Beispiel illustrieren. Dr. T. E. McCully war der Vater von Ed McCully, einem der fünf jungen Missionare, die in Ecuador von der Hand der Auca-Indianer den Märtyrertod erlitten haben. Als eines Abends Dr. McCully und ich in Oak Park, Illinois, im Gebet zusammen auf unseren Knien waren, gingen seine Gedanken nach Ecuador und zum Curaray-Fluss zurück, der immer noch das Geheimnis des Verbleibs von Eds Leichnam verborgen hält. Er betete: „Herr, lass mich lang genug leben, dass ich die Rettung dieser Burschen erleben kann, die unsere Jungens umgebracht haben, damit ich sie umarmen und ihnen sagen kann, dass ich sie liebe, weil sie meinen Christus lieben.“ Als wir aufstanden, bemerkte ich die Tränen, die an seinen Wangen herabliefen.

Gott hat dieses Gebet der Liebe erhört. Einige dieser Auca-Indianer kamen später zum Glauben an Christus. Dr. McCully ging nach Ecuador, begegnete diesen Männern, die seinen Sohn ermordet hatten, schloss sie in seine Arme und sagte ihnen, dass er sie liebte, weil sie seinen Christus liebten.

Das ist „agape“-Liebe. Sie ist unparteiisch und sucht für alle das Beste – für die Unscheinbaren ebenso wie für die Beliebten, für die Feinde ebenso wie für die Freunde. Sie ist bedingungslos und verlangt keinen Dank für ihr beständiges Geben. Sie ist aufopfernd und fragt nie nach den Kosten. Sie ist selbstlos und kümmert sich mehr um die Nöte und Bedürfnisse der anderen als um die eigenen. Sie ist rein, frei von jeder Spur von Ungeduld, Neid, Stolz, Rachsucht und Groll.

Liebe ist die größte Tugend im christlichen Leben. Ohne sie sind unsere edelsten Unternehmungen wertlos.

Artikelreihe erschienen auf: juengerschaft.org

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