Teil 1 eines Leseplans zum ersten Brief an die Thessalonicher
1. Sich dem Nächsten zuwenden
Paulus, Silvanus und Timotheus an die Gemeinde der Thessalonicher, die in Gott, dem Vater, und dem Herrn Jesus Christus geborgen ist. 1. Thess 1:1
Die nächsten vier Wochen werden wir uns mit diesem Brief befassen. Im Jahre 51 geschrieben ist er das älteste Teil des ganzen Neuen Testamentes. Schnell musste damals Paulus aufgrund äußerer Bedrängnis weiter und die kleine neu gegründete Gemeinde in der Großstadt Thessalonich (200.000 Einwohner) dort alleine lassen. Entsprechend seine Sorge um sie und ihren jungen Glauben. Voller Herz, brennender Sorge und mütterlich väterlicher Liebe schreibt Paulus an sie und antwortet auf ihre Fragen und Nöte. Hier ist er uns ein Vorbild. Aus der Geborgenheit in Gott wenden wir uns den Nöten des Nächsten zu.
Die Nöte der Menschheit: das sollten die Sorgen aller sein! Pater Pio
2. Friede und Gnade
Gnade sei mit euch und Friede von Gott. 1. Thess 1:1
Das ist mehr als eine Eingangsfloskel. Bedenkenswert ist, dass zuerst die Gnade und dann der Friede genannt wird. Warum? Gnade ist die unverdiente aus seinem Herzen fließende Zuwendung Gottes, die wir täglich nötig haben. Frieden ist eine Folge dieser Gnade. Das Bewusstsein der Gnade bewirkt die Ruhe und Frieden in uns. Wer in Gottes Gnade ruht, hat Frieden auch in schwierigen Zeiten. Deshalb nennt Paulus in seinen Briefen zuerst die Gnade und dann den Frieden. Wende dich daher morgendlich an seine Gnade, sei dir deren Notwendigkeit für dich bewusst, dann wird sein Friede dich begleiten.
Habe großes Vertrauen in seine Barmherzigkeit und Güte, dass er dich niemals verlassen wird. Pater Pio
3. Immer wieder: Liebe
Unablässig erinnern wir uns vor Gott, unserem Vater, an das Werk eures Glaubens, an die Mühe eurer Liebe und an die Standhaftigkeit eurer Hoffnung auf Jesus Christus, unseren Herrn. 1. Thess 1:3
Glaube, Liebe und Hoffnung! Die größte aber von diesen ist die Liebe. Sie ist der Motor für all deine Bemühungen in Worten und in Taten. Und ja: immer wieder hat Liebe mit Mühe zu tun und ist nicht einfach. Gerade darum: Sei dir immer und überall bewusst, dass die Liebe zum Nächsten ihre Quelle in der Liebe Gottes zu dir hat. Wir können nur lieben, weil die göttliche Liebe in unsere Herzen ausgegossen ist. Gerade wenn dir ein Mensch Mühe bereitet oder das Leid des anderen groß ist, tut es gut, daran zu denken, dass dieser Mensch von Gott geliebt ist. So lerne ich, diesen anderen nicht mehr mit meinen Augen und Gefühlen anzusehen, sondern aus der Perspektive Jesu Christi heraus, der Gottes Liebe zu uns ist! Vertraue: Gott wird uns die Kraft geben zu lieben so wie er uns geliebt hat, gerade da wo es schwer wird.
Verleihe mir die Kraft, einen Teil der Last meiner leidenden Mitmenschen auf mich zu nehmen. Mutter Teresa
4. Glaube und Hoffnung
Unablässig gedenken wir an euer Werk im Glauben und eure Bemühung in der Liebe und euer standhaftes Ausharren in der Hoffnung auf unseren Herrn Jesus Christus vor unserem Gott und Vater. 1. Thess 1:3
Paulus spricht vom Werk des Glaubens. Echter Glaube wirkt sich immer auf unser Leben aus. Es tut gut, in sich zu gehen und sich konkret zu fragen: Wo setze ich heute meinen Glauben in Tat und Werk um? Wo wird mein Glaube an die Auferstehung lebendig? Paulus spricht weiter vom Ausharren in der Hoffnung. Diese Hoffnung ist allein auf Jesus gerichtet. Ausharren in der Hoffnung bedeutet, sich immer an ihn zu halten und auch in Leid und Schwierigkeiten nicht an Gott zweifeln, sondern in der Hoffnung auf sein Kommen zu leben. So hilf uns, Herr, zum Glauben, halt uns fest dabei und lass nichts die Hoffnung rauben.
Auferstehung ist unser Glaube, Wiedersehen unsere Hoffnung, Gedenken unsere Liebe. Augustinus
5. Ermutigt einander
Die Leute erzählen, wie ihr euch von den Götzen abgewandt habt und zu dem wahren und lebendigen Gott umgekehrt seid, um ihm zu dienen. 1. Thess 1:9
Eine so wichtige Haltung wird hier spürbar. Die Gemeinde war noch jung und es war nicht alles tiptop. Aber Paulus fängt zuerst damit an, aufzuzählen, was gut ist. Das ist ermutigend. Bei Kritik am anderen sind wir immer sehr schnell dabei. Achten wir im Umgang mit unseren Mitmenschen darauf, das Gute zu erwähnen. Das hat nichts mit Psycho-Tricks oder Schleimerei zu tun, sondern mit gelebtem Glauben. Beispiel: ich kritisiere durchaus immer wieder meine Schüler, wo es angebracht und notwendig ist, aber um ein Vielfaches mehr ermutige und stärke ich sie durch aufbauende Worte in Achtung ihrer Würde.
Eine Haltung bedarf der Übung. Weniger und dafür konkret Umsetzbares ist da oft besser als große allgemeine Vorsätze. Visualisiere dir einen Menschen, dem du heute begegnest und überlege dir eine Sache, die ihn positiv ausmacht oder eine Sache, die er gut gemacht hat und versuche bei der Begegnung dieses Positive ungekünstelt zu benennen.
6. Erwartung des Herrn
So wartet ihr nun auf seinen Sohn, auf Jesus, den er von den Toten auferweckt hat und der für alle sichtbar vom Himmel kommen wird. 1. Thess 1:10
Der Brief befasst sich wie kein zweiter Brief ganz besonders mit der Wiederkunft des Herrn Jesus. Wir sind Wartende. Wir leben in einer Zwischenzeit in der die durch das Kreuz und die Auferstehung Christi bewirkte Erlösung bereits erfolgt ist, aber unser neues Leben in Christus erst zur Vollkommenheit gelangen muss. Das verleiht der Existenz der Christen eine Spannung auf die Zukunft, auf die Ewigkeit hin. Unser Leben geht nicht ins Leere. Das Ziel vor Augen, strecken wir uns vielmehr voll Hoffnung nach dem Siegespreis aus, den Gott uns in Jesus Christus schenkt.
Der Glaube an seine Wiederkunft wirkt in unsere Gegenwart. Denn auch wenn wir nicht den Zeitpunkt wissen, sollten wir allezeit damit rechnen. Wartend und wachsam leben! Benedikt XVI
7. Mut
Gott hat uns den Mut und die Kraft gegeben, euch seine rettende Botschaft zu verkünden trotz aller Widerstände, mit denen wir fertigwerden mussten. 1. Thess 2:2
Die Quelle zum Mut liegt nicht in uns selbst. Sie entspringt der Gemeinschaft mit Gott. Ich wünsche dir großen Mut, einen Mut, der auch in Widerständen und Schwierigkeiten ganz entschieden sagt: Es lebe Jesus! Ich diene ihm allein! Er ist mein Leben. In ihm bin ich geborgen. Durch diesen gelebten Glauben verkündigen wir Christus oft mehr als durch viele Worte. Allein an ihm richte ich mein Leben aus, und nicht daran, möglichst vielen Menschen zu gefallen. Gott möchten wir gefallen und ihm dienen wir. Er ist es auch, der zu unserem Heil unser Herz prüft und es reinigt. Das ist notwendig, die Gründe des Herzens müssen geprüft und manchmal auch korrigiert werden.
So reden wir nun auch, nicht um Menschen zu gefallen, sondern Gott, der unsere Herzen prüft.1. Thess 2:4
8. Mütterliche Liebe zum Nächsten
Wir sind in eurer Mitte zart gewesen, wie eine nährende Frau ihre eigenen Kinder pflegt. 1. Thess 2:7
Es gibt wohl kein passenderes Bild von Liebe und Zuneigung und Hingabe, wie das einer Mutter mit ihren kleinen Kindern! Mütterliche Liebe ist erstens zart. Sie ist voller Sanfmut. Mütterliche Liebe ist zweitens nährend, gibt etwas von dem weiter, was sie selbst aufgenommen hat. Mütterliche Liebe ist drittens pflegend. Darin opfert sie sich auf zum Wohl des Kindes. Sie schenkt ihr Leben. Orientieren wir uns in der Liebe an diesen mütterlichen Tugenden, indem wir zart und sanfmütig mit der Seele des Nächsten umgehen, geben wir ihm in Wort und Tat nährende und aufbauende Nahrung und nicht zuletzt auch uns selbst als Mensch, der einem Menschen begegnet.
In solcher inniger Liebe zu euch waren wir bereit, euch nicht nur Gottes Heilsbotschaft, sondern auch unser Leben zu schenken, so lieb hatten wir euch gewonnen. 1. Thess 2:8
9. Empfangen, annehmen und wirken lassen
Darum danken wir Gott unablässig dafür, dass ihr das Wort Gottes, das ihr durch unsere Verkündigung empfangen habt, nicht als Menschenwort, sondern als Gottes Wort angenommen habt und jetzt ist es in euch, den Glaubenden, wirksam. 1. Thess 2,13
Das Empfangen bezieht sich auf das Ohr. Wir hören oder lesen das Wort Gottes. Das Aufnehmen bezieht sich auf das Herz. Nur in denen, die es tatsächlich innerlich aufgenommen haben, kann dieses Wort wirken. Es ist eine gute und wichtige Übung, jeden Tag einen Vers der Bibel mit in den Tag zu nehmen, ihn ständig bei sich tragend. Ist das Wort empfangen und aufgenommen worden, zeigt es seine Wirkung in uns, so dass wir würdig wandeln können. Würdig wandeln! Gemeint ist damit unser Verhalten in allen Lebensbereichen im Denken, Reden und Tun. Gott ruft uns und das darf man uns auch ansehen…
….daß ihr möchtet würdig wandeln des Gottes, der euch berief zu seinem Reich und seiner Herrlichkeit. 1. Thess 2:12
10. Sich im Glauben stärken
Timotheus nun sollte euch in eurem Glauben stärken und ermutigen. 1. Thess 3:2
Schwierigkeiten aller Art begegnen uns. Es ist oft nicht leicht. Was deinen Geist betrifft, so sei ganz ruhig und vertraue dich immer mehr und vollkommen Jesus an! Bemühe dich, immer und in allem dem Willen Gottes nachzukommen, sowohl bei den angenehmen als auch bei den unangenehmen Dingen, und sorge dich nicht um morgen. In und mit Jesus werden wir diese Situationen, die uns widerfahren, bestehen. Timotheus wurde zur jungen Gemeinde in Thessaloniki geschickt, um sie im Glauben zu stützen. Lassen wir uns von dieser liebenden Fürsorge inspirieren. Lasst uns gegenseitig im Glauben stärken, damit wir fest stehen. Wen kannst du heute im Glauben stärken und ermutigen? Von wem lässt du dich heute im Glauben stärken und ermutigen?
Er sollte mir berichten, ob euer Glaube all diesen Angriffen standgehalten hat oder ob euch der Versucher zu Fall bringen konnte. 1. Thess 3:5
11. Freude über den anderen im Glauben
Wie sollen wir Gott nur dafür danken, dass er uns durch euch so viel Freude schenkt! 1. Thess 3:9
Welche Haltung steckt hinter diesen Worten von Paulus an die Thessaloniker? Können wir uns selbst diese Haltung zu eigen machen? Hier ist nicht die weltliche Freude gemeint, sondern die Freude im Glauben darüber, was Gott im Leben des Nächsten wirkt und dass jemand in Jesus ist. So schreibt Paulus weiter: „Wir leben wieder auf, seit wir wissen, dass ihr unbeirrt beim Herrn bleibt.“ (1. Thess 3:8). Es ist die Haltung, dass wir im Glauben an Christus eine Familie Gottes sind und wir voll Freude sind, wenn der andere fest im Herrn steht. Werde dir einer Person in deinem Leben bewusst, die dir in dieser Weise Freude bereitet und danke Gott dafür.
Der Heilige Geist gibt uns einen neuen Blick für die Mitmenschen, dass wir sie stets als Brüder und Schwestern in Jesus achten und lieben. Papst Franziskus