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Veröffentlicht am 22. Oktober 2015 von Rainer Helmut Braendlein

Das Ritual bzw. der Akt, den man im Allgemeinen unter Wiedertaufe versteht, ist natürlich nicht erlaubt bzw. absolut verwerflich. Ich habe auf meinem Blog schon eine Reihe von Artikeln zu diesem Thema veröffentlicht (siehe die Links, unten). Rufen wir uns zunächst in Erinnerung, worum es bei der schändlichen Wiedertaufe geht, also bei der Wiedertaufe, die man strikt ablehnen muß:

Die Evangelikalen halten es für unmöglich, daß ein kleines Kind bzw. ein Säugling schon glauben kann und lehnen deswegen die Kindertaufe bzw. Säuglingstaufe ab. Die Säuglingstaufe wird für ungültig erklärt, weil ja das Kind angeblich vor der Taufe nicht geglaubt hat, nicht glauben konnte. Immer wieder passiert es, daß ein Katholik oder ein Protestant, der als Kind getauft wurde, sich im Erwachsenenalter den Evangelikalen anschließt. Dort verlangt man nun von ihm, daß er sich nochmals taufen läßt und erklärt seine Kindertaufe für ungültig. Damit tun die Evangelikalen etwas sehr, sehr Böses, denn sie bringen den Menschen völlig von seiner sakramentalen Kindertaufe ab, die allein ihm die Kraft geben könnte, als Christ zu leben.

Das ist aber noch nicht alles:

Die Evangelikalen glauben im Gegensatz zur allgemeinen, christlichen Kirche nicht, daß die Taufe die Neue Geburt aus Wasser und Geist ist. Die Evangelikalen taufen nur Menschen, die bereits vor der Taufe Christ (nach ihrer Vorstellung darüber, was ein Christ ist) geworden sind. Die Taufe der Evangelikalen ist dann nur noch ein Gehorsamsakt und öffentliches Bekenntnis des Glaubens des Menschen, der bereits vor der Taufe Christ (nach ihrer Vorstellung darüber, was ein Christ ist) war. Die Evangelikalen glauben nicht, daß Gott in der Taufe am Täufling handelt. Im Gegensatz dazu glaubt die allgemeine, christliche Kirche, daß man erst durch die Taufe in die Christenheit aufgenommen wird und daß Gott auch bei der Taufe handelt. Das Handeln Gottes bei der Taufe ist das entscheidende. Die Evangelikalen halten die Taufe nur für einen rein symbolischen Akt, während die allgemeine, christliche Kirche glaubt, daß Gott in der Taufe handelt. Das ist der gewaltige Gegensatz zwischen Evangelikalen und wahrer Kirche. Die Evangelikalen sind somit aus der allgemeinen, christlichen Kirche ausgeschlossen.

Kurz gesagt: Das Problem ist nicht allein die Taufwiederholung, sondern auch daß die Taufe der Evangelikalen in sich selbst verwerflich ist, denn sie taufen nicht mit der Intention der allgemeinen, christlichen Kirche. Die Evangelikalen sprechen zwar auch die trinitarische Taufformel (siehe Anmerkung, unten) bei der Taufe aus, aber das alleine macht keine richtige Taufe, sondern die Intention macht’s. Angenommen, die Evangelikalen würden einen Menschen taufen, der noch nie getauft wurde, dann ist auch diese Taufe eine „Wiedertaufe“ – es ist ein pures Wasserbad, eine Badertaufe, die nicht nur nicht nützlich sondern sogar schädlich ist.

Angenommen, jener Mensch, der seine erste Taufe bei den Evangelikalen empfing, will eines Tages die Evangelikalen verlassen und sich der allgemeinen, christlichen Kirche anschließen, dann müßte man ihn erneut taufen und diese Taufe wäre dann keinesfalls eine schändliche Wiedertaufe sondern die rechtmäßige Taufe. Dies wäre eine legitime „Taufwiederholung“.

Angenommen, ein Mensch, der bereits als Säugling getauft wurde, sich dann als Erwachsener den Evangelikalen anschloss und wiedergetauft wurde, will die Evangelikalen verlassen und sich der allgemeines, christlichen Kirche anschließen; zu diesem Menschen müßte man einfach sagen, er soll sich von seiner Wiedertaufe lossagen und aus der Kraft seiner Kindertaufe als Christ leben.

Wenn ich im Folgenden von einer ggf. zu wiederholenden Taufe spreche, dann möchte ich nicht in einen Topf mit den Evangelikalen geworfen werden, denn ich habe ganz andere Gedanken als die Evangelikalen. Ich bin definitiv kirchlich und nicht evangelikal. Ich glaube die Zeilen weiter oben und die Links unten machen deutlich, daß ich eine ganz klare (kirchliche) Position habe.

Jetzt zum eigentlichen Thema:

Kein evangelischer Theologe oder katholischer Theologe wird mir widersprechen, wenn ich behaupte, daß die Taufe der Evangelikalen ungültig ist trotz der Tatsache, daß die Evangelikalen bei der Taufe auch die trinitarische Taufformel aussprechen: „Ich taufe dich auf den (im) Namen des Vaters, der Sohnes und des Heiligen Geistes.“ Man muß schon alleine deswegen zugeben, daß es die trinitarische Taufformel alleine nicht macht.

Eine legitime Taufwiederholung finden wir in der Bibel. Eines Tages begegnete der Apostel Paulus Jüngern, die nur die Bußtaufe des Johannes kannten. Er sagt ihnen, es sei wichtig, auch an Jesus zu glauben und dann taufte er sie sakramental.

Apg. 19:1-7 1 Es geschah aber, als Apollos in Korinth war, dass Paulus durch das Hochland zog und nach Ephesus kam und einige Jünger fand. 2 Zu denen sprach er: Habt ihr den Heiligen Geist empfangen, als ihr gläubig wurdet? Sie sprachen zu ihm: Wir haben noch nie gehört, dass es einen Heiligen Geist gibt. 3 Und er fragte sie: Worauf seid ihr denn getauft? Sie antworteten: Auf die Taufe des Johannes. 4 Paulus aber sprach: Johannes hat getauft mit der Taufe der Buße und dem Volk gesagt, sie sollten an den glauben, der nach ihm kommen werde, nämlich an Jesus. 5 Als sie das hörten, ließen sie sich taufen auf den Namen des Herrn Jesus. 6 Und als Paulus die Hände auf sie legte, kam der Heilige Geist auf sie und sie redeten in Zungen und weissagten. 7 Es waren aber zusammen etwa zwölf Männer.

Warum war diese Taufwiederholung legitim?

Die Taufe des Johannes war eine reine Bußtaufe gewesen. Johannes taufte die Menschen sozusagen in die Buße hinein aber nicht in Jesus hinein. Johannes konnte den Menschen nicht das Heil selbst geben. Seine Taufe war nur eine Vorbereitung auf den Empfang des Heils. Die Taufe des Johannes war nicht sakramental.

Von Johannes stammte ja der Ausspruch: Mt 3,11 Ich taufe euch mit Wasser zur Buße; der aber nach mir kommt, ist stärker als ich, und ich bin nicht wert, ihm die Schuhe zu tragen; der wird euch mit dem Heiligen Geist und mit Feuer taufen.

Die von Johannes Getauften empfingen erst das Heil, wenn Jesus ihnen begegnete und zu ihnen sagte: „Komm‘ und folge mir nach!“ oder „Deine Sünden sind dir vergeben, gehe hin und sündige nicht mehr!“ Jesus war nicht nur ein Mensch sondern auch der Christus und als er mit den Menschen sprach, wurden sie sozusagen getauft, empfingen das Heil, denn Jesus ist das personifizierte Sakrament – hier war kein Taufritual notwendig. Diese Macht, Menschen das Heil zu geben, hat nur Gott selbst. Deshalb hat Christus der Kirche den Auftrag gegeben, bußfertige Menschen zu taufen. Bei der Taufe geschieht nichts anderes, als das die Kirche Menschen zu Gott bringt, der ihnen dann bei der Taufe das Heil gibt.

Mt 28,19 Darum gehet hin und machet zu Jüngern alle Völker: Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes Mt 28,20 und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.

Nun der Hauptpunkt:

Entscheidend ist, daß eine Taufe auch eine Taufe ist. Das ist eigentlich eine Binsenweisheit. Die Taufe des Johannes war keine sakramentale Taufe sondern eine reine Bußtaufe (er selbst sagte, er taufe er nur mit Wasser), also war es notwendig, daß Paulus jene Jünger von Ephesus auch noch sakramental taufte. Was also wie eine Taufwiederholung bzw. wie eine Wiedertaufe aussah, war in Wirklichkeit die erste rechtmäßige Taufe für den Täufling. Anzumerken ist noch, daß natürlich auch die Bußtaufe des Johannes ihren Platz hatte und von Gott verordnet war.

Die Taufe des Johannes wurde also „wiederholt“, weil sie keine sakramentale Taufe war. Insofern war es natürlich keine Wiederholung und auch keine Wiedertaufe sondern die erste rechtmäßige, kirchliche Taufe.

Als Jesus Christus der Kirche den Auftrag gegeben hat, zu taufen, sprach er:

„Taufet sie auf den Namen des Vater, des Sohnes und des Heiligen Geistes.“

Es ging also darum, daß die Kirche die Täuflinge wirklich ihm überantwortete.

Er sagte nicht:

„Nehmt Menschen, taucht sie in Wasser, zieht sie wieder heraus und sprecht dabei die Formel: Ich taufe dich auf den Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes.“

Gleichsam, also ob das Ritual und das mechanische Aussprechen der trinitarischen Formel schon die echte Taufe machten. Leider führt hier, glaube ich, Folgendes zu Missverständnissen:

Man spricht: „Ich taufe dich im Namen des Vater, des Sohnes und des Heiligen Geistes.“ Auch diese Formel ist legitim, kann aber zu dem Missverständnis führen, man taufe im Namen der Trinität, wie ein Richter Urteile im Namen des deutschen Volkes ausspricht. Gleichsam, als ob das Aussprechen der trinitarischen Taufformel schon alles gut machte und die Rechtmäßigkeit der Taufe sicherstellte. Aber mit „im“ ist „in hinein“ gemeint oder „auf den“. Das „im“ soll also nicht ausdrücken, daß der Pfarrer im Namen Gottes tauft, in seinem Auftrag, als sein Stellvertreter, sondern die Taufformel ist eine Beschreibung dessen, was beim Taufvollzug wirklich passiert, wenn wirklich auf den Namen des dreieinigen Gottes getauft wird. Der Täufling wird also auf den Gott getauft, wie ihn die taufende Kirche sich vorstellt. Das richtige Aussprechen der Taufformel stellt nicht sicher, daß automatisch auch auf den Namen des wirkliche Gottes getauft wird – im Gegenteil. Angenommen, alleine die richtige Taufformel würde es machen, dann wäre ja auch die Taufe der Evangelikalen gültig, was unmöglich ist.

Die evangelische Kirche (EKD) hat in aller jüngster Zeit ihr Gottesbild geändert. Sie glaubt nicht mehr an einen Gott in drei Personen sondern an einen einpersonalen Gott in drei Erscheinungsformen. Das ist der sogenannte Modalismus. Die EKD spricht bei der Taufe natürlich weiterhin die trinitarische Taufformel, aber sie hat dabei ein falsches Gottesbild. Somit tauft die EKD nicht mehr auf den Namen des christlichen Gottes und somit ist die Taufe der EKD keine christliche Taufe mehr. Die EKD ist natürlich auch keine christliche Kirche mehr, wenn sie nicht an den Gott glaubt, der in der Bibel beschrieben wird.

Eine EKD-Taufe, die stattgefunden hat, seit die EKD ihr Gottesbild geändert hat, müsste also „wiederholt“ werden, falls sich ein evangelischer Gläubiger der allgemeinen, christlichen Kirche anschließen wollte. Ich weiß, daß meine Meinung eine Einzelmeinung ist und die Gefahr groß ist, daß ich mich irre, deshalb sollte man zu diesem Thema ein christliches Konzil einberufen.

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