Lesezeit: 7 Minuten
MERKEN(0)

Noch nicht registriert ? Registrieren

Wiedertaufe ist verboten!

Veröffentlicht am 24. August 2011 von Rainer Helmut Braendlein

Was bedeutet Wiedertaufe?

In Deutschland gibt es auch heute noch viele Menschen, die als Säuglinge getauft wurden. Die Säuglingstaufe (auch Kindertaufe genannt) ist zu befürworten. Die Säuglingstaufe entspricht der Tradition der Kirche (auch der ursprünglichen Kirche, die vor Entstehung der Konfessionen existierte). Auch vom Neuen Testament her ist die Kindertaufe zu unterstützen.

Es gibt Freikirchen, die Menschen, die als Säuglinge getauft wurden, noch einmal taufen. Dies wird damit begründet, daß man sagt, die Taufe müsse auf die Bekehrung bzw. das Gläubigwerden folgen. Da Säuglinge noch nicht glauben könnten, sei die Säuglingstaufe ungültig. Außerdem legt man alles Gewicht auf das „Bekehrungserlebnis oder die Wiedergeburt“ und betrachtet die Taufe nur als ein folgendes öffentliches Bekenntnis oder symbolischen Akt. Diese Herabwürdigung der Taufe ist völlig unzulässig und entbehrt jeder Begründung von der Kirchengeschichte und vom Neuen Testament her. Indem man sagt, die Taufe sei ein Gehorsamsakt und öffentliches Bekenntnis des persönlichen Glaubens, pervertiert man sie auch. Warum? Der Täufling muß sozusagen etwas leisten: Erstens, erbringt er den Gehorsam sich taufen zu lassen; zweitens, bekennt er öffentlich seinen Glauben. Dies alles ist der Lehre von der Errettung aus Glauben oder Gnade allein entgegengesetzt. Bei der wahren Taufe ist man auch wieder nur Empfangender. Das Opfer Jesu wird dem Täufling ganz stark nahegebracht, was wiederum eine Gnade Gottes ist. Gott gewährt mir quasi zweifach Gnade: er stirbt für mich und gibt mir durch die Taufe eine gewaltige Hilfestellung daran zu glauben.

Die Argumentation der Freikirchen, Säuglinge könnten nicht glauben, ist falsch. Selbstverständlich können auch Säuglinge schon glauben. Säuglinge aus einer Kirchengemeinde, wo der Heilige Geist gegenwärtig ist, sind fähig zu glauben. Entscheidend ist die Gegenwart des Heiligen Geistes. Aus dem Römerbrief wird klar, daß der Glaube nicht das verstandesmäßige Erfassen des Heils ist, sondern eine Sache, die vom Heiligen Geist geschenkt wird und weit über den Verstand hinausgeht. Beweis dafür ist der Besuch der Maria bei Elisabeth (übrigens waren Maria und Elisabeth sehr fromm, das heißt sie waren eine Art Mini-Kirche zusammen mit ihren Ehemännern).

Lukasevangelium, Kap. 1, Vers 39-45:

39 Maria aber machte sich auf in diesen Tagen und ging eilends in das Gebirge zu einer Stadt in Juda 40 und kam in das Haus des Zacharias und begrüßte Elisabeth. 41 Und es begab sich, als Elisabeth den Gruß Marias hörte, hüpfte das Kind in ihrem Leibe. Und Elisabeth wurde vom Heiligen Geist erfüllt 42 und rief laut und sprach: Gepriesen bist du unter den Frauen, und gepriesen ist die Frucht deines Leibes! 43 Und wie geschieht mir das, dass die Mutter meines Herrn zu mir kommt? 44 Denn siehe, als ich die Stimme deines Grußes hörte, hüpfte das Kind vor Freude in meinem Leibe. 45 Und selig bist du, die du geglaubt hast! Denn es wird vollendet werden, was dir gesagt ist von dem Herrn.

Aus den Versen vor diesem Abschnitt wird klar, daß auch Maria schwanger war und zwar mit Jesus. Elisabeth war mit Johannes dem Täufer schwanger (lesen sie das ganze erste Kapitel des Lukasevangeliums). Offensichtlich wurde Johannes der Täufer bei dieser Begegnung mit Jesus gläubig (er hüpfte vor Freude im Leibe der Elisabeth). Es entspricht dem Befund des Neuen Testaments, daß da, wo Jesus ist, die ganze Fülle der Gottheit gegenwärtig ist, das bedeutet die Herrlichkeit des Herrn (Kolosser 2, 9). Johannes kam also in die Gegenwart Gottes, als ihn Jesus, der im Leib der Maria war, besuchte.

Dies paßt auch mit der Aussage des Engels über Johannes zusammen, der Zacharias, dem Vater des Johannes, erschienen war, bevor Elisabeth schwanger wurde:

Lukas 1, 15: Denn er wird groß sein vor dem Herrn; Wein und starkes Getränk wird er nicht trinken und wird schon von Mutterleib an erfüllt werden mit dem Heiligen Geist.

Die Begegnung des Säuglings Johannes mit dem Säugling Jesus entspricht dem „Ruf in die Nachfolge“ (… und wird schon von Mutterleib an erfüllt werden mit dem Heiligen Geist.). Es kam hier gar nicht  darauf an, daß Jesus mit Johannes sprach oder nicht, sondern wichtig war, daß Johannes durch Jesus in die Gegenwart Gottes kam, denn in Jesus wohnte die Fülle der Gottheit leibhaftig.  Oder man könnte es auch so ausdrücken: Die Begegnung des Johannes mit Jesus entsprach einer sakramentalen Taufe. Johannes war in die Gegenwart Gottes gekommen. Genauso kann auch heute ein Kind bei der Taufe in die Gegenwart Gottes kommen und ein Jünger werden.

Die sakramentale Taufe (heute meistens Säuglingstaufe, am Anfang der Kirche zunächst häufiger Erwachsenentaufe), die erst nach Pfingsten eingeführt wurde, gab es zu Lebzeiten Jesu noch nicht. Der Ruf des irdischen Jesus „Komm, und folge mir nach!“ entspricht der sakramentalen Taufe durch die heutige Kirche. Früher wie heute ruft der eine Jesus Christus. Früher wie heute ist die ganze Fülle der Gottheit gegenwärtig. Früher, als Jesus rief, heute, wenn ein Kind getauft wird. Aus der Apostelgeschichte wird klar, daß der Empfang des Heiligen Geistes zeitnah zur Taufe geschieht, auf jeden Fall im Zusammenhang mit der Taufe. Noch festzuhalten ist, daß die Jünger, obwohl sie unter dem Ruf des Christus standen, doch noch ziemlich schwach waren. Erst nach Empfang des Heiligen Geistes an Pfingsten hatten die Jünger die Kraft ihren Glauben an Jesus öffentlich zu bekennen.

Warum sind Kirchenchristen (Namenschristen) oft dem Augenschein nach keine wirklichen Christen (Vorsicht, diese Frage ist rein rethorisch und die Betonung liegt auf „dem Augenschein nach“; niemand kann die Aussage machen, Kirchenchristen seien keine wirklichen Christen, das wäre lächerlich!)?

Diese Frage können wir mit dem Verse Mark 16, 16 beantworten:

Wer da glaubt und getauft wird, der wird selig werden; wer aber nicht glaubt, der wird verdammt werden.

Jesus sagt nicht nur, wer glaubt, wird selig werden, er sagt auch nicht nur, wer getauft wird, wird selig werden, sondern Jesus sagt, wer glaubt und, und, und getauft wird, wird selig werden. Bei der Taufe wird der Glaube sozusagen besiegelt. Bei der Taufe verschwinden alle Schranken von Raum und Zeit und man stirbt und aufersteht zusammen mit Jesus. Bei der Taufe wird man quasi ganzheitlich (Seele, Leib und Herz) in das Opfer Jesu mit hineingenommen. Gott handelt bei der Taufe. Bei der Taufe bringt Gott dem Täufling das Evangelium in einer Weise nahe, die mit menschlichen Worten nicht zu beschreiben ist. Die Taufe ist mehr oder weniger eine körperliche Predigt, die wesentlich stärker und wirksamer ist, als eine menschliche Predigt mit Worten. Nach der Taufe sollte es eigentlich unmöglich sein nicht zu glauben. Deshalb sollte man nach der Taufe einfach anfangen Jesus nachzufolgen und nicht mehr am eigenen Glauben zweifeln. Nach der Taufe kann man nicht mehr sagen: „Ich kann nicht gehorsam sein, weil mir Gott den Glauben nicht schenkt.“ Nach der Taufe ist dieser Satz unsinnig. Nach der Taufe muß ich davon ausgehen das mir die erlösende und befreiende Kraft des Todes und der Aufestehung Jesu Christi zugeeignet wurde und ich sollte anfangen ihm nachzufolgen.

Die Großkirchen halten zwar nach wie vor fest an der sakramentalen Taufe (Säuglingstaufe), aber sie vernachlässigen den Glauben (man verschweigt, daß die Taufe ein göttlicher Ruf in die Nachfolge ist, dem man unbedingt Folge zu leisten hat), dadurch gibt es viele Getaufte, die im Alltag kaum als Christen zu erkennen sind (wobei ich niemand aus den Großkirchen richten will; es ist schon sehr lobenswert, wenn jemand einfach arbeiten geht, seiner Ehefrau treu ist, anständige Kinder erzieht, usw.. Die kritische allgemeine Aussage Kirchenchristen seien keine wahren Christen, lehne ich strengstens ab!).

Trotzdem besteht in den Großkirchen die Gefahr, daß das Christentum auf das anständige bürgerliche Leben reduziert wird (ich wiederhole, ich lobe jeden, der mindestens ein anständiges bürgerliches Leben führt, das ist schon was). Das christliche Leben geht aber doch weit über das normale bürgerliche Leben hinaus. Der Christ orientiert sich nicht am bürgerlichen Gesetzbuch, sondern an der Bergpredigt (Matthäus 5-7). Daß ein Leben nach der Bergpredigt in dieser Welt Anstoß erregen wird, ist doch klar. Jemand, der Jesus mit Wort und Tat bekennt, Menschen liebt, unabhängig von Hautfarbe, soz. Status, Nationalität, usw., in sexueller Reinheit lebt, ehrlich ist, sich nicht rächt, sogar seine Feinde liebt, spendet, betet, fastet, nicht richtet, usw., wird sicher auffallen. Es kann durchaus sein, daß solch ein Mensch nicht gelobt wird, sondern eher Ablehnung erfährt, weil er seinen Mitmenschen ihre Unvollkommenheit zu Bewußtsein bringt durch sein Verhalten.

Muß ein Mensch, der sich heute entscheidet sein Leben unter die Herrschaft Jesu zu stellen, das heißt nach der Bergpredigt zu leben, wiedergetauft werden?

Niemals!!!

Wer heute anfangen möchte im Glauben zu leben, daß heißt Jesus gehorsam zu sein, soll sich auf seine Säuglingstaufe rückbeziehen und sich nicht wiedertaufen lassen.

Wie bekommt man die Kraft, nach der Bergpredigt zu leben (jeder, der versucht aus natürlicher Kraft nach der Bergpredigt zu leben, wird scheitern)?

Nochmals Markus 16, 16:

Wer da glaubt und getauft wird, der wird selig werden; wer aber nicht glaubt, der wird verdammt werden.

Das Geheimnis der Kraft ist die Kombination von Glaube und Taufe. Der Gegenstand des Glaubens ist das Opfer Jesu: Jesus trug meine Sünden am Kreuz. Die befreiende Kraft dieses Opfers wird mir bei der sakramentalen Taufe zugeeignet. Bei der Taufe sterbe ich zusammen mit Jesus am Kreuz und ich auferstehe zusammen mit Jesus (das muß natürlich auch wieder im Glauben erfaßt werden, wobei es nicht schwer sein sollte, denn die Taufe ist Gottes maximale Offenbarung des Evangeliums). Mein „alter Mensch der Sünde“ geht unter zusammen mit Jesus und ich empfange ein neues Leben aus Gott. Wer das erfaßt hat, der wird nun sein Leben immer mehr unter die Herrschaft Jesu bringen. Gehorsam heißt Glauben, wobei alles mit dem Glauben beginnt. Durch Glauben und Taufe empfange ich die Kraft gehorsam zu sein. Lebe ich im Gehorsam, lebe ich im Glauben.

Zusammenfassung:

Das Motto muß also lauten: Nicht Wiedertaufe, sondern ein Leben aus der ersten Taufe.

Hinweis:

Die sakramentale Taufe ist ein Werk Gottes. Wer wiedertauft, spottet Gottes und scheidet sich damit von der einen wahren Kirche Jesu Christi. Die Wiedertaufe ist strengstens verboten. Wiedertaufende Gemeinden gehören nicht zur Christlichen Kirche, sondern sind Sekten.

Kirchen:

Es ist zwar zu begrüßen (nur im Hinblick auf wiedertaufende Sekten), daß die Großkirchen (evangelische Kirche und kath. Kirche) an der sakramentalen Taufe festhalten, jedoch muß man davon ausgehen, daß in beiden Kirchen der Heilige Geist nicht mehr gegenwärtig ist. Grund: eine Vielzahl von Irrlehrern und Irrlehren in der Kirche. Nur der Heilige Geist kann den befreienden Glauben wirken. Eine Kirche ohne Geist ist eine leere Hülse bzw. eine Larvenkirche. Obwohl die sakramentale Taufe in sich selbst etwas gutes ist, so muß jedoch ihre Anwendung in den Großkirchen scharf kritisiert werden. Weder ist in den Großkirchen sichergestellt, daß sich das Kind bei der Taufe unter dem Einfluß des Heiligen Geistes befindet, noch sieht man die Taufe als den Ruf in die Nachfolge (eher als Freifahrschein in den Himmel).

Gebet:

Möge Gott uns eine zweite Reformation schenken, damit sein Geist wieder in die Kirche einziehen kann.

Merke:

Die Taufe ist keine Freikarte für den Himmel, sondern das Eingangstor zu einem christlichen Leben. Die Taufe ist kein Anlaß sich nicht anzustrengen als Christ zu leben, sondern genau das Gegenteil: Wer getauft ist, soll wirklich und erkennbar als Christ leben.

Ergänzung vom 23.10.2015

Da die EKD ein neues Gottesbild hat, ist die Taufe der EKD nicht mehr gültig; siehe hierzu:

0

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.